Biosphärenparks und deren Bedeutung für die nachhaltige Entwicklung des Alpenraumes
1. Biosphärenreservate: Weltweite Bedeutung
Eine Sonderarbeitsgruppe der UNESCO rief 1974 im Rahmen des Programms "Man and the Biosphere" das Konzept der biosphere reserves (deutsch: Biosphärenreservate oder besser Biosphärenparks) ins Leben. Das Weltnetz der Biosphärenreservate wurde 1976 gegründet. 1996 umfasste es weltweit bereits 337 Biosphärenreservate in 85 Staaten, davon 160 solcher Gebiete in Entwicklungsländern. Erfahrungsgemäß kommen weltweit jedes Jahr etwa 10 weitere dazu.
2. Was ist ein Biosphärenpark (Biosphärenreservat)?
Biosphärenparks sind terrestrische Gebiete oder Küsten- und Meeresregionen, die im Rahmen des UNESO- Programms "Der Mensch und die Biosphäre" anerkannt sind.
Eine internationale Expertenkommission der UNESCO erarbeitete in Sevilla/Spanien Leitlinien und Kriterien für das Funktionieren dieses Weltnetzes und Empfehlungen für die weitere Entwicklung. Dieses als "Sevilla- Strategie" bezeichnete Dokument dient als anerkannte Grundlage für das Konzept der Biosphärenparks.
Es gibt kein internationales Biosphärenpark-Gesetz. Um ein von der UNESCO anerkannter Biosphärenpark zu werden, müssen jedoch gewisse Kriterien und Funktionen erfüllt werden, welche die UNESCO in regelmäßigen Abständen überprüft. Gemäß der UNESCO muss ein Biosphärenpark in mehrer Zonen eingeteilt werden. In der Kernzone, die mindestes 3% des Gesamtgebietes umfassen muss, soll sich die Natur möglichst unbeeinflusst von Menschen entwickeln können. Die Pflege- oder Buffer-Zone umfasst schützenswerte Kulturlandschaft. Die dritte Zone ist als Entwicklungszone gedacht und beinhaltet den Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum der Bevölkerung.
Biosphärenparks erfüllen eine dreifache Funktion. Sie dienen:
Biosphärenparks stellen damit auch ein konstruktives Gegengewicht zum Trend einer zunehmenden Globalisierung dar.
Biosphärenparks erfüllen also in idealer Weise die Forderung nach einer gleichrangigen Behandlung des Schutzes der Umwelt einerseits, und einer wirtschaftlich zukunftsfähigen Entwicklung andererseits.
3. Beispiele für Biosphärenparks in Europa und speziell im Alpenraum
In Deutschland sind u. a. die norddeutschen Wattenmeere, einige Fluss- und Auenlandschaften (namentlich die Flusslandschaft Elbe und der Spreewald), eine Reihe von Mittelgebirgen (die Rhön, der Pfälzerwald, der Bayrische Wald, der Thüringer Wald im Vessetal), sowie die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft zu Biosphärenparks erklärt worden:
Ein interessantes Beispiel für die auf diesem Gebiet in Osteuropa erreichte Entwicklung ist die transnationale Kooperation in den Karpaten, eine polnisch-ukrainisch-slowakische Kooperation. 1998 wurde der East Carpathian Biosphere Reserve ECBR als erster trilateraler Biosphärenpark der Welt ins Leben gerufen und von der UNESCO anerkannt. Der Park umfasst das Gebiet des Nationalparks Bieszczady und die Landschaftsschutzgebiete Dolina Sanu und Cisniansko-Wetlinsky in Polen, den Nationalpark Polonini in der Slowakei, sowie den Uzhans´ki Nationalpark und das Landschaftsschutzgebiet Nadsians´kyi in der Ukraine.
Der Biosphärenpark ECBR setzt mit seiner armen, von hoher Arbeitslosigkeit belasteten Bevölkerung und dünnen Besiedlung auf die Entwicklung eines sanften Tourismus mit Aktivitäten wie Bergwandern, Reiten, Mountain -Biking, Vogelbeobachtung, Jagen oder Fischen. Die dafür erforderlichen Infrastrukturen (Lodges, Restaurants, Wanderwege) sind allerdings erst im Aufbau begriffen.
Im März 2002 gab es in den Karpathen bereits 6 weitere, zum Teil noch in Entwicklung befindliche Biosphärenparks, darunter die Tatra in Polen und der Slowakei und die Kras-Aggtelek in der Slowakei und Ungarn.
In der Region Entlebuch im Kanton Luzern ist 195 erstmals ein Biosphärenpark in der Schweiz geschaffen worden. Ob der deutsche Nationalpark Berchtesgaden in den bayrischen Alpen die heutigen Kriterien eines Biosphärenparks erfüllt, wird derzeit von einer UNESCO Kommission geprüft.
Das Große Walsertal in Vorarlberg ist das jüngste Biosphärenreservat in Österreich und wurde am 09. November 2000 von der UNESCO anerkannt. Das Große Walsertal mit einer Fläche von knapp 20.000 km² liegt mit seinen 6 Gemeinden und 3500 Einwohnern im Süden Vorarlbergs und ist ein bergbäuerlich geprägtes, rauhes Hochgebirgstal, das sich von 580 m auf bis zu 2704 m erstreckt. Haupterwerbszweig der Bevölkerung ist die Landwirtschaft und der Tourismus.
Die ökologischen Qualitäten der Region Lungau-Murau, weitab von den österreichischen Ballungszentren, werden oft nur unzureichend wahrgenommen. Gleichzeitig behindert die Mindesgrenze eine engere Zusammenarbeit der beiden sehr ähnlich strukturierten Bezirke.
Die Reqion als ökologisch intaktes System von Hochtälern, im wesentlichen das Quellqebiet der Mur, ist von fünf Natur- und Nationalparks umgeben und hat inmitten dieser ökologisch ausgezeichneten Räume ein von nachhaltigen Wirtschaftsformen geprägtes dünnbesiedeltes Siedlungsgebiet (Ziel-2-Fördergebiet der EU in beiden Bezirken). Angemessener wirtschaftlicher Entwicklungsbedarf in den Siedlungsgebieten und Schutzinteressen in den Naturschutzgebieten können im Rahmen des Entwicklungsmodells "Biosphärenpark" am besten gebündelt werden, und zwar so, daß die oft vermuteten Schwächen dieser Region in Wahrheit die besonderen stärken sind.
Kernzonen: Naturpark Grebenzen, Nationalpark Nockberge mit Naturschutzqebiet Rosanin, Nationalpark Hohe Tauern, Naturpark Riedingtal, Natura 2000-Gebiete Hundsfeldmoor und Überling
Pflegezonen: Naturpark Sölktäler mit angrenzendem Natura 200O-Gebiet Niedere Tauern (Krakau und Wölzertal), Landschaftsschutzgebiete Lantschfeld und Niedere Tauern, Karneralm und Schönfeld
Nachhaltige Entwicklungszonen: Die Siedlungsgebiete mit Biomasse in Murau, Tamsweg sowie den meisten Gemeinden der Reqion, Kleinwasserkraft, Solar- und Windenergie, nachhaltiqe Land-, Forst- und Almwirtschaft, Holzwirtschaft, nachhaltig orientierter Tourismus, alternatives Verkehrssystem (Lungautakt, Murautakt, Tälerbus, Seilbahnen, Radwegesystem, Reiten)