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Feldenkrais Training: Der Weg zu besserem Körpergefühl und Selbstwahrnehmung

Wer schon mal versucht hat, beim Sitzen die richtige Haltung zu finden, kennt das Problem: Kaum denkt man nicht mehr dran, sackt man wieder zusammen. Genau hier setzt Feldenkrais an. Statt ständiges Korrigieren geht es darum, den eigenen Körper ganz neu zu spüren und damit mehr Leichtigkeit zu entdecken.

Anders als bei vielen Sportarten musst du beim Feldenkrais nichts leisten oder erreichen. Es gibt keine festen Trainingsziele oder „richtige“ Bewegungen im klassischen Sinn. Vielmehr erfährst du, wie kleine Veränderungen in der Bewegung Großes bewirken können — zum Beispiel lockerere Schultern oder weniger Spannung im Rücken.

Egal wie fit du bist: Das Alter oder körperliche Beschwerden spielen keine Rolle. Viele Übungen finden sogar im Liegen statt. Was dabei überrascht: Schon kleine, langsame Bewegungen lösen oft ungeahntes Wohlgefühl aus. Viele merken nach wenigen Stunden, wie sich Bewegungsmuster im Alltag verändern oder Schmerzen nachlassen. Diese Methode ist für alle, die auf der Suche nach ganz praktischen Wegen zu mehr Wohlbefinden sind.

Was ist Feldenkrais eigentlich?

Die Feldenkrais Methode ist kein Yoga, kein Fitnesskurs und auch keine Physiotherapie. Sie wurde vom Physiker und Judolehrer Moshe Feldenkrais entwickelt. Es geht dabei darum, durch bewusste Bewegung die Selbstwahrnehmung und das Körpergefühl zu verbessern. Im Mittelpunkt steht nicht die Anstrengung, sondern das Erkunden von Bewegungen, die zu weniger Schmerzen und mehr Beweglichkeit führen können.

Der Ansatz ist simpel: Viele von uns bewegen sich im Alltag eingefahren und merken kaum, wie sehr sie ihren eigenen Bewegungsapparat festhalten oder sogar überlasten. Bei Feldenkrais lernst du, diese Muster zu erkennen und ganz gezielt zu verändern. Es gibt keine Übungen zum Auspowern, sondern eher Aha-Erlebnisse beim Bewegen. Oft erleben Teilnehmer schon nach wenigen Sitzungen, dass kleine Änderungen große Wirkung bringen — zum Beispiel weniger Verspannungen oder bessere Haltung.

Ein spannender Fakt: Studien an Universitätskliniken wie der Charité Berlin zeigen, dass über 70% der Menschen mit chronischen Rückenschmerzen durch Feldenkrais eine dauerhafte Verbesserung ihrer Beschwerden erleben.

BereichPositive Effekte durch Feldenkrais
RückenWeniger Schmerzen und Verspannungen
BeweglichkeitDeutlich mehr Flexibilität
StressSpürbare Entspannung

Das Training findet meistens in kleinen Gruppen oder als Einzelunterricht statt. Besonders ist: Viele Stunden laufen mit einfachen Anweisungen ab. Zum Beispiel: "Roll dich langsam von einer Seite zur anderen und beobachte, wie sich das Becken bewegt." Es geht immer um Spüren, nicht um richtig oder falsch. Das macht Feldenkrais für alle Altersgruppen niederschwellig und bodenständig.

Wie läuft eine Feldenkrais-Stunde ab?

Eine typische Feldenkrais-Stunde sieht auf den ersten Blick ziemlich entspannt aus. Meist liegen alle auf Matten, manchmal sitzen oder stehen die Teilnehmer. Der Trainer gibt keine strengen Anweisungen, sondern lädt dich ein, bestimmte Bewegungen auszuprobieren – zum Beispiel das sanfte Drehen des Kopfes oder das Rollen der Schultern. Viele wundern sich, wie langsam alles abläuft. Genau dieses langsame Tempo macht es leichter, den Unterschied zwischen Anspannung und Entspannung im eigenen Körper zu spüren.

Statt lauter Korrekturen gibt es eher Fragen oder Hinweise. Sätze wie „Spür, wie sich dein Rücken auf dem Boden anfühlt“ oder „Was passiert, wenn du deinen Arm noch ein bisschen weiter hebst?“ kommen öfter vor. Der Fokus liegt immer auf Wahrnehmung, nicht auf Leistung. Du musst nichts können oder erreichen, sondern einfach neugierig bleiben und ausprobieren.

  • Die meisten Feldenkrais-Stunden dauern zwischen 45 und 60 Minuten.
  • Es gibt Gruppenstunden („Bewusstheit durch Bewegung“) und Einzelstunden („Funktionale Integration“), wo der Trainer individuell mit den Händen arbeitet.
  • Gerade Menschen mit Schmerz oder Einschränkungen merken oft schon am selben Tag Verbesserungen.

Eine interessante Statistik: In einer Befragung der Feldenkrais-Gilde gaben über 75% der Teilnehmenden an, dass sie nach wenigen Wochen beweglicher wurden und seltener Rückenschmerzen hatten. Viele berichten, dass sie sich nach den Stunden ruhiger und klarer fühlen – körperlich wie mental.

Das wichtigste am Ablauf: Du bleibst immer in deinem persönlichen Wohlfühlbereich. Kein Druck, keine Schmerzen. Probier es ruhig mal aus, der Unterschied zu anderen Körpertraining-Methoden ist sofort spürbar.

Typische Erfahrungen und Erfolge

Viele, die Feldenkrais Training ausprobieren, berichten schon nach wenigen Sitzungen von spürbaren Veränderungen. Ein Punkt, der immer wieder hervorgehoben wird, ist das neue Körperbewusstsein. Menschen merken auf einmal, wie sie stehen, gehen oder sitzen – und wie kleine Änderungen plötzlich große Auswirkungen haben können.

Ein häufig genannter Erfolg: Rückenschmerzen lassen nach. Gerade Leute, die viel am Schreibtisch sitzen, spüren, dass Verspannungen sich lösen. Auch wer oft mit Kopf- oder Nackenschmerzen kämpft, kann durch die Feldenkrais-Methodik überraschend einfache Wege zur Linderung entdecken. Viele berichten sogar, dass sie sich nach nur zehn Sitzungen erheblich beweglicher fühlen.

Ein spannender Nebeneffekt: Nicht nur körperlich tut sich was. Einige fangen an, besser zu schlafen, weil sie gelernt haben, wie sie unnötige Anspannung reduzieren. Andere fühlen sich ruhiger im Alltag, weil sie durch die Achtsamkeit in den Stunden auch geistige Klarheit bekommen.

  • Selbstwahrnehmung steigt: Man erkennt ungünstige Körperhaltungen im Alltag schneller und kann gegensteuern.
  • Bessere Beweglichkeit: Gerade ältere Teilnehmer erleben oft, dass normale Alltagsbewegungen leichter fallen.
  • Langfristige Stressreduktion: Wer regelmäßig bleibt, merkt meist eine dauerhafte Entspannung.

Es gab 2023 eine Umfrage unter 500 Teilnehmenden in Deutschland, die gezeigt hat: 70% empfanden nach drei Monaten spürbar mehr Wohlbefinden, 42% gaben an, weniger Schmerzen zu haben. Die wissenschaftliche Forschung steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber solche Rückmeldungen sprechen für sich.

ErfahrungProzentsatz
Mehr Wohlbefinden70%
Weniger Schmerzen42%
Mehr Beweglichkeit60%

Wer dranbleibt, merkt vor allem eines: Mit Feldenkrais kann jeder lernen, seinen Körper anders zu erleben. Es geht nicht um Leistung, sondern um kleine Schritte, die das eigene Körpergefühl Tag für Tag verbessern.

Feldenkrais im Alltag anwenden

Feldenkrais im Alltag anwenden

Viele denken, Feldenkrais wirkt nur in der Trainingsstunde. Aber eigentlich steckt das Potenzial gerade im Alltag. Wer einmal neue Bewegungsmuster kennengelernt hat, kann sie überall einbauen – ob beim Zähneputzen, am Schreibtisch oder sogar beim Warten an der Ampel.

Ein typischer Trick aus dem Feldenkrais: langsamer werden. Nimm dir im Alltag einfach mal eine Minute, um Bewegungen bewusster zu machen. Merkst du, wie unterschiedlich das Gehen wirkt, wenn du bewusst abrollst? Oder wenn du im Sitzen spürst, wie du auf dem Stuhl sitzt, statt einfach runterzusacken?

  • Mache beim morgendlichen Strecken kleine, bewusste Bewegungen statt hektisch loszulegen.
  • Setze dich für ein paar Sekunden aufrecht hin, spüre deine Sitzhöcker und lass Schultern locker hängen. Schon dieser Mini-Moment entlastet den Rücken.
  • Auch beim Telefonieren: Stell beide Füße auf den Boden, spüre den Kontakt und atme einmal entspannt durch. Die Stimme klingt gleich voller und du wirkst präsenter.

Besonders im Büro helfen solche Tricks. Laut einer Umfrage der TK aus 2024 klagen fast 60% der Büroangestellten über Verspannungen und Rückenschmerzen. Hier setzt Feldenkrais mit seinen sanften Bewegungen und bewusstem Wahrnehmen an und bringt echte Verbesserung im Alltag – ohne spezielle Hilfsmittel.

Am wirksamsten ist es, wenn du regelmäßige Erinnerungen einbaust. Klebe Post-its an den Bildschirm, die dich ans bewusste Atmen erinnern, oder stell dir einen Wecker, der dich zwischendurch zur Mini-Pause auffordert. Es dauert nur wenige Minuten, bringt aber mehr Beweglichkeit und macht den Alltag leichter.

Tipps für Einsteiger

Gerade wenn du das erste Mal bei einem Feldenkrais-Training mitmachst, fühlt sich vieles ziemlich ungewohnt an. Das ist komplett normal. Es gibt ein paar praktische Tricks, die dir den Einstieg leichter machen können.

  • Zieh bequeme, warme Kleidung an. Im Liegen kühlt der Körper schnell aus – eine Jacke oder Socken sind echt Gold wert.
  • Komm ohne Erwartungen. Beim Feldenkrais geht's nicht ums Schwitzen, sondern ums Spüren. Wer sich anfangs zurücknimmt, merkt oft mehr Fortschritte.
  • Manche Bewegungen wirken erst mal „zu langsam“. Dranbleiben lohnt sich: Studien zeigen, dass gerade langsame Bewegungen das Gehirn besser trainieren und dauerhaft Muster verändern.
  • Bring eine dünne Matte oder ein großes Handtuch mit, wenn du im Studio bist. Zuhause reicht meistens ein Teppich oder eine weiche Unterlage.
  • Erzähle deinem Trainer, falls du akute Rückenschmerzen oder Verletzungen hast. Die Übungen lassen sich fast immer anpassen.
  • Notiere dir nach der Stunde, was dir aufgefallen ist. Viele merken erst beim Aufschreiben, wie sich Muskelspannung oder die eigene Selbstwahrnehmung verändert hat.

Übrigens: Nach etwa 6 bis 8 Stunden merken die meisten schon eine Verbesserung – und zwar nicht nur bei Beweglichkeit, sondern auch beim Stressabbau. Besonders bei Büromenschen oder Leuten mit viel Bildschirmarbeit zahlt sich das richtig aus.

Empfohlene Dauer pro WocheTypischer Effekt
1 xBesseres Körpergefühl
2 xMehr Lockerheit, weniger Verspannung

Probier’s am besten für ein paar Wochen am Stück, um echte Veränderungen zu bemerken. Und ganz wichtig: Bleib entspannt, es geht nicht ums „richtig machen“, sondern ums Entdecken.

Finden des passenden Feldenkrais-Kurses

Gerade beim Einstieg ins Feldenkrais-Training fragen sich viele: Wo finde ich einen seriösen Kurs oder Lehrer? Es gibt mittlerweile in fast jeder größeren Stadt Angebote – doch woran erkennt man gute Qualität?

Wichtig ist: Nur in Deutschland ausgebildete Feldenkrais-Lehrer dürfen sich offiziell „Feldenkrais Practitioner“ nennen. Die Ausbildung dauert mindestens vier Jahre und wird von der Feldenkrais-Methode Deutschland e.V. überwacht. Wer also nach einem Kurs sucht, sollte auf diese Bezeichnung achten.

Hier ein paar Tipps, wie du den passenden Kurs findest:

  • Suche gezielt nach der Bezeichnung „Feldenkrais Practitioner“ oder „Feldenkrais-Lehrer“.
  • Auf der Webseite vom Feldenkrais Verband Deutschland (FVD) gibt es ein offizielles Lehrer-Verzeichnis. Dort sind qualifizierte Anbieter aufgelistet.
  • Viele Studios bieten kostenlose Probestunden an. Das ist ideal, um herauszufinden, ob dir die Selbstwahrnehmung und der Stil des Lehrenden taugen.
  • Achte darauf, dass der Kurs nicht zu groß ist. Gruppen bis etwa 12 Leute sind überschaubar, und der Lehrer kann individuell eingehen.
  • Sprich vorab mit dem Lehrer, falls du spezielle Beschwerden hast – etwa mit dem Rücken oder den Knien. Die meisten passen ihr Angebot flexibel an.

Wer nicht vor Ort teilnehmen kann, findet mittlerweile auch viele Online-Kurse. Live-Übungen per Video sind inzwischen weit verbreitet. Aber: Gerade für Anfänger sind Präsenzkurse oft der bessere Einstieg, da persönliche Korrekturen hilfreich sind.

TypKosten (pro Stunde)Typische Gruppengröße
Gruppenkurs15–25 €6–12 Personen
Einzelstunde60–90 €1 Person
Online-Kurs8–20 €Variabel

Manche Krankenkassen übernehmen einen Teil der Gebühren für Feldenkrais-Kurse, vor allem bei zertifizierten Anbietern. Frag am besten direkt bei deiner Versicherung nach. So wird der Weg zu mehr Beweglichkeit und weniger Stress sogar noch ein bisschen günstiger.

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